Seit der Nationalratswahl im Jahr 2019 führten Herbert Kickl, Sebastian Kurz, Alexander Schallenberg und Pamela Rendi-Wagner in den Umfragen: Karl Nehammer könnte am Wahlsonntag indes gewinnen, ohne in den Umfragen selbst je auf Platz 1 gewesen zu sein.
So ruhig der Wahlkampf ablief, so spannend verspricht der Wahlabend zu verlaufen. Meinungsforscher erwarten ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem derzeit in Umfragen noch führenden FPÖ-Chef Herbert Kickl und Kanzler Karl Nehammer. Dass es am Wahltag sogar so knapp werden könnte, dass womöglich noch kein Sieger feststehen wird, hat die ÖVP einer fulminanten Aufholjagd zu verdanken – und die hat sich nicht gerade abgezeichnet.
Pandemie sorgte für schwarz-grüne Höhenflüge
Wie ein Blick auf die Umfragen seit der Nationalratswahl im Jahr 2019 zeigt, kam es in den vergangenen fünf Jahren zu gleich mehreren Höhen- und Sinkflügen.
Im ersten Jahr der Corona-Pandemie erreichte die ÖVP unter dem nunmehr jungen Altkanzler Sebastian Kurz sogar 46, die Grünen bis zu 18 Prozent. „Die FPÖ litt zunächst sehr unter der Corona-Pandemie, fiel auf rund zwölf Prozent, konnte von den Lockdowns und dem wachsenden Unmut in der Bevölkerung dann aber profitieren“, erklärt Christoph Haselmayer, Chef des Instituts für Demoskopie und Datenanalyse (IFDD).
ÖVP und SPÖ verloren Poleposition
Korruptionsvorwürfe, Chat-Skandale und der damit einhergehende Rückzug des türkisen Wunderwuzzis Sebastian Kurz hätten die ÖVP dann ausgebremst und dazu geführt, dass die SPÖ unter Pamela Rendi-Wagner im Sommer 2022 bei einer möglichen Wahl sogar über 30 Prozent erreicht hätte. Hätte, denn Neuwahlen gab es bekanntlich nicht, und auch die Geschlossenheit in den roten Reihen begann trotz der guten Umfragen zunehmend zu bröckeln.
Spät, aber doch, entwickelte Bundeskanzler Karl Nehammer einen Kanzlerbonus und konnte den Abstand zur FPÖ im Wahlkampffinale deutlich verringern.
Christoph Haselmayer (IFDD)
Interne Querelen und Querschüsse aus mehreren Bundesländern entfachten bekanntlich eine Führungsdiskussion in der SPÖ – und der erste Platz war wenige Monate später auch schon wieder dahin. „Im Herbst 2022 kippte die Zustimmung zu den Corona-Maßnahmen dann endgültig, was Herbert Kickl und seiner FPÖ politisch immer stärker zugutekam. Seit Dezember 2022 führt er mittlerweile in ausnahmslos allen Umfragen“, ergänzt Haselmayer.
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