Ein großer Sieger – und viele Verlierer: Über das Vorarlberger Ergebnis bei der Nationalratswahl können im Grunde nur die Freiheitlichen jubeln, alle anderen Parteien haben bittere Pillen zu schlucken.
Die steife Brise von rechts hatte sich schon im Vorfeld angekündigt – und am Wahlsonntag wehte sie nun tatsächlich mit voller Wucht über die politische Landschaft in Vorarlberg. Mit 27,5 Prozent dürfen die Freiheitlichen über ein fulminantes Ergebnis jubeln, nur 1999 (30,2 Prozent) schnitten die Blauen bei einer Nationalratswahl im Ländle noch besser ab. Das Ergebnis ist umso bemerkenswerter, wenn man sich vor Augen führt, woher die FPÖ kommt: Bei der Nationalratswahl vor fünf Jahren entfielen gerade einmal 15,4 Prozent der Stimmen auf die damals von der Ibiza-Affäre heimgesuchten Freiheitlichen, der Zugewinn beträgt somit 12,1 Prozent – auch das ist eine historische Marke.
Vorarlberger ÖVP mit historischem Debakel
Persönlich vielleicht am meisten darüber freuen wird sich ein 25-jähriger Student, den hierzulande kaum einer kennt – nämlich der Bludenzer Manuel Litzke, der nun wie Thomas Spalt in den Nationalrat einziehen wird. Zwei Nationalratsabgeordnete wird wie bisher auch die Vorarlberger Volkspartei stellen. Angesichts der herben Verluste von über neun Prozent ist das allerdings nur ein kleines Trostpflaster. Mit 29,4 Prozent der Stimmen konnte der erste Platz zwar denkbar knapp verteidigt werden, unterm Strich steht allerdings das zweitschlechteste Abschneiden der Geschichte bei einer Nationalrats-Wahl.
Die bitterste Pille hatten aber die Vorarlberger Grünen zu schlucken: Mit 11,2 Prozent liegen sie gerade einmal auf Platz vier, zudem ist das Mandat von Nina Tomaselli futsch – ein Schock für die Feldkircherin, die sich mit ihrer engagierten Arbeit im Nationalrat einen glänzenden Ruf erarbeitet hatte. Einen Platz im Parlament gesichert hat sich hingegen der SPÖ-Newcomer Antonio Della Rossa. Angesichts des desaströsen Bundesergebnisses ließ man bei den Roten (13,0 Prozent) deswegen aber nicht die Sektkorken knallen.
Johannes Gasser schafft Einzug wohl nicht
Champagnerlaune kam bei den Vorarlberger NEOS zwar ebenfalls nicht auf, immerhin haben die Pinken aber ihr Minimalziel erreicht: Die Verluste hielten sich mit 0,4 Prozent in Grenzen, Spitzenkandidat Johannes Gasser dürfte allerdings den Einzug in den Wiener Nationalrat hauchdünn verpasst haben.
Apropos Wien: Insgesamt wird Vorarlberg wohl nur noch fünf Abgeordnete im Nationalrat stellen. Angesichts der Tatsache, dass mit Magnus Brunner (ÖVP) und Johannes Rauch (Grüne) auch zwei Vorarlberger Bundesminister abdanken, dürfte der Einfluss in der Bundeshauptstadt merklich schrumpfen, zumal nach gegenwärtigem Stand nicht davon auszugehen ist, dass in der künftigen Bundesregierung ein Mann oder eine Frau aus dem Ländle sitzen wird. Eine gute Nachricht ist das nicht.
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