Nach den turbulenten Nationalratswahlen ist die Frage drängender denn je: Wohin steuert die SPÖ? Im Interview mit krone.tv zeigt sich SPÖ-Ikone Josef Cap kritisch gegenüber den politischen Ambitionen von Rudi Fußi: „Ich glaube nicht, dass er wirklich Vorsitzender werden will,“ erklärte Cap offen. „Dazu fehlt ihm die Stabilität, das wirkliche Interesse.“
Die Vorstellung Rudi Fußi könnte für einen anderen wie beispielsweise Altkanzler Christian Kern den Weg ebnen, lehnt Cap ab: „Man lässt sich nicht Wege ebnen auf den Weg zum Vorsitz. Wenn man Vorsitzender werden will, muss man sich selbst melden und sagen: Hallo, ich bin da, ich bin der Erlöser, ich möchte Vorsitzender werden.“ Eine klare Ansage an all jene, die glauben, der Weg an die Spitze sei bloß eine Frage der richtigen PR-Strategie. Laut Cap fehlt jedoch genau diese Ambition: „Die sehe ich aber nirgends.“
Themen-Bouquet zu klein
Zur historischen Niederlage der SPÖ bei der Nationalratswahl 2024 äußerte sich der ehemalige Klubobmann kritisch über die Wahlstrategie der Partei: „Man hätte sich viel mehr mit den Fragen der Migration, der Integration und der Sicherheit auseinandersetzen müssen,“ so Cap. Stattdessen habe die SPÖ den Fokus fast ausschließlich auf „Teuerung und Inflation“ gelegt, berechtigte Themen, aber eben nicht ausreichend, um Wähler zu mobilisieren. „Das Migrationspapier der SPÖ enthält klare Punkte, wie Asylanträge außerhalb der EU und den Leitsatz: Integration vor Zuzug,“ erklärt er. Aber diese Botschaft sei in der Öffentlichkeit kaum angekommen. „Wenn die Integration an ihre Grenze stößt, muss der Zuzug gebremst werden,“ fügt Cap hinzu und macht damit deutlich, dass die Partei eine restriktivere Linie hätte vertreten müssen.
Andreas Babler hat sein Bestes gegeben
Lobende Worte fand der SPÖ-Politker für Parteivorsitzenden Andreas Babler: „Ich habe ihneigentlich schätzen gelernt. Der hat sich mit einem persönlichen Engagement, mit einem wirklich fast aufopferungsvollen Einsatz da hineingeworfen und hat da wirklich gekämpft,“ so Cap. „Ich muss wirklich sagen: Respekt.“ Doch trotz Bablers Einsatz sei der Wahlkampf für die SPÖ nicht erfolgreich verlaufen. Cap betonte, dass man in der Politik sowohl Siege als auch Niederlagen akzeptieren müsse. Mit Blick auf die internen Machtkämpfe der SPÖ mahnte Cap zur Ruhe: „Man muss auch damit umgehen können und nicht immer gleich rufen: Kreuzigt ihn, kreuzigt ihn!“ Wichtig sei es, erstmal eine klare Richtung festzulegen und zu sehen, ob diejenigen in den Verantwortungspositionen bereit seien, diesen Weg mitzugehen. „Das wird man dann ja merken.“
„SPÖ wird stärker zurückkommen“
Auf die Frage, welche Art von Regierung Österreich jetzt braucht: „Das Erfolgsrezept von Werner Faymann war „Arbeiten statt streiten“. Es ist ein simpler Satz, aber in Wahrheit ist es genau das. „Ich kämpfe für einen Waffenstillstand in der Ukraine, für einen Waffenstillstand in Gaza und im Libanon,“ führt Cap weiter aus. Er fordert einen konstruktiven Dialog, um Lösungen zu finden, die nicht nur Österreich, sondern den gesamten Globus vor Gefahr schützen. „Die jetzige Regierung hat es nicht gekonnt. Daher neige ich dazu, dass es eine Drei-Parteien-Lösung gibt.“
Wird sich die SPÖ von der Wahlschlappe erholen? „Die SPÖ kann nur stärken zurückkommen. Muss man jetzt einmal mit einem Anflug von Humor sagen“, zeigt sich Cap optimistisch. Zur Kanzlerschaft von Karl Nehammer (ÖVP) äußert sich die SPÖ-Ikone wie folgt: „Der will Kanzler bleiben. Deswegen wird er sich mit der SPÖ und den NEOS auf den Verhandlungstisch setzen. Zum Thema FPÖ sagt er schmunzelnd: „Der Kickl, der schaut doch nicht aus wie ein Bundeskanzler. Ich finde, sein Programm ist einfach übertrieben.“
Das ganze Interview sehen Sie oben im Video!
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