Die Anzeichen verdichteten sich in den vergangenen Stunden auf Rücktritt – jetzt steht fest: Tirols Landeshauptmann-Stellvertreter und SPÖ-Chef Georg Dornauer macht nach dem unrühmlichen Jagdausflug mit Bankrotteur René Benko einen Rückzug – aber keinen endgültigen. Er tritt nur zur Seite – der 41-Jährige bleibt im Tiroler Landtag als „normaler“ Abgeordneter.
Es war sinnbildlich: Eine Krisensitzung jagte in den letzten Tagen die nächste. Hinter verschlossener Tür rauchten die Köpfe, eine klare Positionierung der Tiroler Sozialdemokraten gab es – im Gegensatz zu den Genossen in Innsbruck, die am Dienstag bereits den Rücktritt des Landesparteiobmannes forderten – nicht. Dornauer selbst war zuletzt auf Tauchstation.
„Ich trete nicht zurück, aber zur Seite“
Am späten Mittwochvormittag trat er vor die Medien – selbstbewusst, wie man in kennt: Rücktritt? Nein! Aber ein Rückzug als Landeshauptmann-Stellvertreter und Landesparteiobmann der Tiroler SPÖ. „Ich trete nicht zurück, aber zur Seite“, betonte Dornauer beim Presse-Statement.
Ich habe nur einen Freund zu einem Jagdausflug in die Steiermark begleitet.
Georg Dornauer
Dornauer wird künftig als „normaler“ Abgeordneter im Tiroler Landtag sitzen. Sein Nachfolger in Land und Partei soll Tirols ÖGB-Chef Philip Wohlgemuth werden. Die Übergabe soll jedenfalls mit 18. Dezember erfolgen.
„Kein Gesetzesbruch, kein Schaden“
Dornauer betonte: „Bei aller schiefer Optik: Ich habe nur einen Freund zu einem Jagdausflug in die Steiermark begleitet.“ Dass auch René Benko dabei gewesen sei, bedeute nicht, dass er hinter ihm stehe, so Dornauer sinngemäß. „Es bedeutet in keiner Weise, dass ich seine geschäftlichen Vorgangsweisen goutiere oder gar unterstütze.“
„Es hat keinen Gesetzesbruch gegeben, es hat keinen Schaden gegeben und ich habe keine Einladung angenommen“, beteuerte Dornauer weiter.
Es hat keinen Gesetzesbruch gegeben, es hat keinen Schaden gegeben und ich habe keine Einladung angenommen.
Georg Dornauer zur „Jagd-Affäre“
Druck von Bundesparteispitze abwärts
Dementsprechend hätte der 41-Jährige eigentlich auch keinen Grund für einen Rücktritt gesehen. „Andere in der Partei sehen dies jedoch anders, wenn auch nicht alle“. Er akzeptiere aber diese momentane mehrheitliche Stimmungslage. „Dornauer weiß, was er zu tun hat“, ließ am Dienstag etwa SPÖ-Bundesparteichef Andreas Babler ausrichten. In dieselbe Kerbe schlug auch Kärntens roter LH Peter Kaiser: „Ich bin überzeugt, wenn er in sich blickt, wird er wissen, was er zu tun hat.“
Ein der „Krone“ vorliegendes Foto von einem Jagdausflug in der Steiermark mit Bankrotteur René Benko und einem befreundeten Tiroler Hotelier hatte Dornauer zu Wochenbeginn gehörig unter Druck geraten lassen.
Nach Gusenbauer ist Dornauer der nächste Rote im Benko-Strudel
Dornauer ist ein Politiker mehr, dem die Nähe zu René Benko nicht gut bekam. Wer an dem Signa-Pleitier, der ständig die Nähe zur Politik suchte, anstreift, wird mitgerissen: Alfred Gusenbauer, der sich als Weggefährte Benkos zum Turbokapitalisten entwickelte ebenso, wie die ehemalige Signa-Aufsichtsrätin Susanne Reiss-Hahn, NEOS-Förderer Hans Peter Haselsteiner oder letztlich sogar Sebastian Kurz.
Nur für Benko selbst scheinen seine Machenschaften ohne wesentliche Konsequenzen zu bleiben. Man darf daher gespannt sein, mit wem er zum nächsten fröhlichen Halali bläst. Vielleicht Sigi Wolf, der seinen Kameraden noch beim Jägerball öffentlich Freundschaft schwor ...
Eidesstattliche Erklärungen, Unterschriftenliste
Dornauer, gegen den bekanntlich ein Waffenverbot besteht, beteuerte inzwischen, nicht geschossen zu haben, und dass der von ihm getragene Hut, der ihn aufgrund des „Beutebruchs“ als Schützen ausweist, nicht der Seine gewesen sei. „Es ist nicht mein Hut“, meinte er. Der befreundete Hotelier bestätigte, selbst geschossen zu haben, die Abschussmeldung würde es beweisen. Auch der Jagdleiter im Revier habe dies bezeugt. Seit Dienstag liegen der „Krone“ auch eidesstattliche Erklärungen vor.
„Unangemessene Eskapaden und Blödheiten“
Dornauers Koalitionspartner, Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) war ob der Entwicklungen der letzten Tage stinksauer – er soll, was für ihn unüblich ist, auch laut geworden sein. Er hatte die SPÖ zuvor aufgefordert, zu einer klaren Haltung zu Dornauer zu finden. Er sprach hinsichtlich Dornauers Verhalten jedenfalls von „unangemessenen Eskapaden und Blödheiten“, eine Rücktrittsaufforderung oder ein Drängen darauf waren jedoch nicht zu vernehmen. Bei einem tatsächlichen Verstoß gegen das Dornauer auferlegte Waffenverbot wäre jedoch eine „rote Linie“ überschritten, hatte es geheißen.
Mattle kündigte Stellungnahme an
Am Mittwoch teilte Mattles Büro gegenüber der „Tiroler Krone“ mit, man habe am Dienstagabend den Rücktritt als Landeshauptmannstellvertreter von Georg Dornauer angenommen: „Dem Landeshauptmann geht es um Stabilität für Tirol und eine Regierung, die für die Menschen arbeitet.“ Am Mittwoch wurde daher unmittelbar der Landesparteivorstand der Tiroler Volkspartei einberufen, danach wird der Landeshauptmann eine Stellungnahme abgegeben.
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