„Krone“-Kommentar

Blaue Rosen für die Schwarzen

Kolumnen
01.12.2024 18:52

Der FPÖ-Wahlsieger in der Steiermark, Mario Kunasek, hat sich entschieden: Als Regierungspartner holt er sich – ein wenig überraschend - die ÖVP. So wird das fünfte Bundesland Schwarz-Blau/Blau-Schwarz. Das macht Druck auf Karl Nehammer.

Die Koalitions-Partnerwahl in der Steiermark – sie erinnerte ein wenig an den TV-Bachelor: Der überragende Wahlsieger Kunasek von der FPÖ, der von den Wahlverlierern, dem bisherigen ÖVP-Landeshauptmann Christopher Drexler und dem bisherigen SPÖ-Vizelandeshauptmann Anton Lang, bezirzt wird. Kunasek hat beiden tief in die Augen geschaut und, wie es heißt, bis zuletzt mit sich gerungen. Wer bietet mehr? Wer kommt den Blauen weiter entgegen? Mit wem kann man besser? Und: Wer bietet die stabilere Partnerschaft. Und – sicher auch nicht gänzlich nebensächlich: Was will Herbert Kickl?

Acht Wochen nach dem Bund hat die Steiermark gewählt – aber bei der Regierungsbildung hat der blaue Wahlsieger Kunasek schon eine Woche nach der Wahl den mit der Bundesregierungs-Bildung beauftragten Nationalratswahl-Zweiten Nehammer überholt – und erst recht seinen Bundesparteichef Kickl. Mit dem wollte und will bekanntlich keiner eine Regierung bilden und der Bundespräsident wollte ihn nicht einmal damit beauftragen.

In der Steiermark lief und läuft das alles ganz anders. Zuallererst: Mit Kunasek erreichte die FPÖ im Land mit knapp 35 Prozent ein deutlich überzeugenderes Ergebnis als mit Kickl im Bund. Letzterer belegte zwar auch Platz 1 – blieb aber mit 28,8 Prozent doch knapp unter der 30-Prozent-Marke.

Zweitens: Mitbewerber ÖVP, bei den Landtagswahlen 2019 noch überlegener Erster in der Steiermark, hat nach ihrem Absturz am vergangenen Sonntag mit acht Prozentpunkten einen weit größeren Abstand zur FPÖ als bundesweit, wo die Nehammer-ÖVP 2,5 Prozent hinter der Kickl-FPÖ liegt.

Drittens, aber in Wahrheit erstens: Kunasek ist nicht Kickl. Manche gehen sogar so weit, ihn als „Anti-Kickl“ zu titulieren. Das wäre zu viel der Ehre (oder innerhalb der Blauen vielleicht eher Unehre). Aber was stimmt: Kunasek geht nicht wie Kickl mit (symbolisch) gezücktem Schwert und spitzer Zunge auf alles los, was sich nicht seinen Vorstellungen, seinen Ansichten 100-prozentig unterwirft. Kunasek gilt als kumpelhafter, freundlicher Typ, der (fast) mit allen kann.

So hätten denn auch sowohl ÖVP als auch SPÖ mit ihm im Land gekonnt. Beide hätten sich gerne an seine Seite als Koalitionspartner gekuschelt. Kunasek musste sich entscheiden – seine Wahl fiel auf Christopher Drexler. Da entsteht die fünfte Bundesland-Koalition zwischen Schwarz und Blau – in der Grünen Mark aber die erste unter umgekehrten Vorzeichen.

So viel ist klar: Der Druck auf Nehammer und die Bundes-ÖVP, mit der blauen Rose zu liebäugeln, wird sich jetzt massiv verstärken.

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