Lokalaugenschein

Androsch hinterlässt tiefe Spuren im Ausseerland

Steiermark
13.12.2024 08:00

Für das Ausseerland war Hannes Androsch mehr als ein Sommergast: Er war Impulsgeber und väterlicher Freund, der immer wieder auch in der Kritik stand. Ein Besuch am Fuße des Losers.

Der Schnee blendet in der Sonne. Vereinzelte Skifahrer trotten in Richtung der neuen Talstation der Loser-Bergbahn in Altaussee. Kaum jemand nimmt die schlanke schwarze Fahne wahr, die zwischen den Talstationen weht, einen Tag nach Hannes Androschs Tod.

„Am Samstag habe ich ihn noch in Bad Ischl getroffen“, sagt Rudolf Huber, Geschäftsführer der Bergbahn. „Ein bisschen müde, aber geistig brillant, wie immer“, sei er da gewesen. Mit einem so schnellen Tod hatte, trotz der Lungenentzündung, von der sich Androsch erst erholt hatte, niemand gerechnet. Mit 86 Jahren schied der ehemalige Vizekanzler mitten aus dem Leben. Wer kann das schon behaupten?

Loser-Bergbahn-Chef Rudolf Huber ist stolz, dass Androsch sein Herzensprojekt noch abschließen konnte. (Bild: Jauschowetz Christian)
Loser-Bergbahn-Chef Rudolf Huber ist stolz, dass Androsch sein Herzensprojekt noch abschließen konnte.

Vom Urlauber zum Ehrenring-Träger
In Altaussee hat Androsch Spuren hinterlassen, die über Generationen bleiben werden. „Mit sieben Jahren“, sagt Bergbahnen-Chef Huber, „ist er zum ersten Mal auf den Loser gegangen.“ Als Bub im Urlaub mit seinen Eltern. Jahrelang durch Gegner blockiert, konnte Androsch am 25. Oktober 2024 seine Loser-Gondel eröffnen. „Diese Bahn war sein Herzensprojekt.“ Androsch besaß auch das Luxus-Gesundheitshotel Vivamayr direkt am Altausseer See, das heute seine Tochter führt, und war an den Salinen beteiligt – daher sein Spitzname „Salzbaron“. Ein reicher Mann, doch stets genügsam. „Ein Paar Würstl hat ihm gereicht“, sagt Huber.

Der Feuerwehr war er eng verbunden
Christian Fischer und Werner Fischer waren eng mit ihm verbunden. In der Feuerwehr – die auch das Bierzelt am Ausseer Kirtag betreibt – war Androsch Ehrenmitglied. „Das erste und einzige“, sagen die beiden.

Werner Fischer erinnert sich. „Ich war 14 Jahre alt, als er uns Buben eingeladen hat auf einen schulfreien Tag. Wir waren im Parlament, bei der Voestalpine, am Flughafen Wien.“ Sogar einen Rhetorik-Kurs hat Androsch den jungen Männern spendiert.

Androsch war das einzige Ehrenmitglied der Feuerwehr Altaussee. Christian Fischer und Werner Fischer trauern. (Bild: Jauschowetz Christian)
Androsch war das einzige Ehrenmitglied der Feuerwehr Altaussee. Christian Fischer und Werner Fischer trauern.

In Altaussee hat Androsch am Stammtisch debattiert („Er hat immer andere Meiningen zugelassen“), ist mit der Plätte über den See gerudert, hat in der Trafik einen Stapel Zeitungen gekauft, Tennis gespielt, kam zum Osterkonzert der Blasmusikkapelle. Beim Kirtag saß er unauffällig bei den Feuerwehrmitgliedern und unterhielt dort die Polit-Prominenz.

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Was er gesagt hat, war nicht immer populär, aber er ist dazu gestanden.

(Bild: Jauschowetz Christian)

Michaela Grubesa, SPÖ-Landtagsabgeordnete aus Bad Aussee

Sozialdemokrat mit Gespür für andere
Als den „letzten großen Sozialdemokraten“ betitelte die „Krone“ Androsch am Donnerstag. „Es gibt viele Große, aber er war ein Besonderer“, sagt Michaela Grubesa, Parteigenossin aus Bad Aussee. „Als ich 2015 in den Landtag gekommen bin, hat er sich meine Nummer geben lassen und hat mich auf einen Kaffee getroffen“, erinnert sie sich. Auch nach seiner aktiven politischen Zeit war Androsch „interessiert am Austausch“, sagt Grubesa, hat immer wieder angerufen und den Kontakt gepflegt.

Was gaben ihm die Bewohner des Ausseerlandes zurück? „Liebe“, sagt Grubesa, „und Achtung.“

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Hannes Androsch war ein großer Unterstützer, wir sind alle betroffen. Die Parteizugehörigkeit stand nie zwischen uns. Es ging um Altaussee.

Bürgermeister Gerald Loitzl (ÖVP)

60.000 Kilometer legte Androsch im Jahr mit seinen beiden Chauffeuren zurück, zwischen Wien, Altaussee, Leoben und vielen anderen Orten, in Österreich und international. Seine Sommer verbrachte er mit der Familie immer in Altaussee – so oft, dass man ihn schon fast nicht mehr als Zugezogenen wahrgenommen hat.

Im Foyer des Gemeindeamtes steht ein kleiner Tisch, darauf eine Parte und eine brennende Kerze. Wie man des Ehrenringträgers hier gedenken wird, muss der Gemeinderat noch besprechen. Zuerst nimmt die Familie im engsten Kreis Abschied von Hannes Androsch. Die Spuren, die er hinterlassen hat, bleiben. 

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