Wirte im großen Glück

Bauernsilvester: Viele Mythen, immer mehr Partys

Immer öfter wird am 30. Dezember Bauernsilvester gefeiert

(Bild: Pail Sepp)

Ein Prosit auf den Bauernsilvester am 30. Dezember, dem ein moderner Hauch von Magie innewohnt. Geschichten und Mythen gibt es dazu einige. Für die heimische Gastronomie ist es ein Glücksfall und ein unverzichtbarer Zwischendrin-Event.

Mit dem Vorfeiern ist das so eine Sache. Zum Geburtstag gratuliert man auch nicht im Voraus, weil es kein Glück bringt, meinen manche. Beim Bauernsilvester ist Aberglaube obsolet, wenn es um das Vorfeiern des neuen Jahres geht. Allerorts schart der neuzeitige Brauch feiernde Menschen ums Bauernbuffet. Uhudler statt Sekt, Speckjause statt Lachsbrötchen, Steireranzug statt Ballrobe. Ein Zwischendrin-Event ohne Mitternachtsstress.

Darin sieht auch Gastwirt Richard Kaufmann aus Wetzelsdorf die rasche Verbreitung des Brauchs, ohne großartig auf viel Tradition verweisen zu können. „Ich veranstalte heuer zum erstmals einen Bauernsilvester. Das Echo und der Ansturm darauf ist enorm, weil die Leute unkompliziert feiern wollen. Silvester wird in den Familien gefeiert, da kommen immer weniger ins Gasthaus.“

Wirt Richard Kaufmann  veranstaltet heuer erstmals einen Bauernsilvester.

(Bild: z.V.g.)

Viele Mythen um den Bauernsilvester
Glaubhaften Überlieferungen nach liegt der Ursprung bei den Bauern, die beim Feiern ihrer Zeit voraus waren. Wer sich auf der Suche nach traditionellen Wurzeln begibt, verliert sich in Mythen, die sich um den 30. Dezember ranken. So erzählt man sich von einem Bauern aus dem oststeirischen Strallegg, der auf dem Nachhauseweg aus Graz in einen Schneesturm geriet. Ein Waldmännchen rettete den Bauern und verlangte im Gegenzug, mit ihm Silvester zu verbringen. Der Bauer überzeugte das bärtige Männlein, mit ihm schon am vorletzten Tag im Jahr Silvester zu feiern. So konnte er den Jahreswechsel zu Hause mit der Familie feiern.

Ähnlich mystisch auch jenes Erklärstück, dass die Bauern deshalb um einen Tag früher feierten, um den Tieren zu Silvester lauschen zu können. Schließlich heißt es ja, dass die Tiere im Stall in den Raunächten sprechen können.

Plausibler ist für Almwirtin Elisabeth Lechner der Ursprung, „dass die Bauern mit dem Gesinde am vorletzten Tag im Jahr gefeiert haben, bevor die Knechte und Mägde am nächsten Tag weitergezogen sind“. Gefeiert wurde auch der Lohn, den die Helfer am Hof am 30. Dezember bekommen haben. Sie hätten dann den Tag genutzt, um ausgelassen zu feiern.

Bauernsilvester ist bei Lissi Lechner schon seit Jahren ein fixer Programmpunkt zum Jahreswechsel.

(Bild: z. V. g.)

Mehr als nur Vorglühen am Tag vor dem Jahreswechsel
Bis in die frühen Morgenstunden wird auch im Almgasthaus Madereck in Bruck an der Mur mit Vollgas gefeiert, manche machen sogar durch. „Das ist mehr als nur Vorglühen“, lacht Lissi Lechner, „selbst die Jüngeren stehen voll auf den Bauernsilvester, der fürs Gschäft unverzichtbar geworden ist“.

Es braucht anscheinend keine fundierte Begründung, um es zu Bauernsilvester krachen zu lassen. Ohne Feuerwehr, Pummerin und Wienerwalzer. Ist es nur ein ausgelassenes Vorglühen am Tag vor dem eigentlichen Jahreswechsel? Hält der moderne Brauch zum Bauernsilvester an, könnte er schon bald zur neuen Tradition werden.

Und weil das Vorfeiern bestens funktioniert, haben sich den steirischen Brauch mittlerweile auch geschäftstüchtige Gastronomen und Touristiker im Burgenland, in Kärnten, Salzburg und auch in Wien geschnappt. In diesen Bundesländern noch mehr der Tradition entrückt, sieht man die Vorverlegung der Silvesterfeier von der praktischen Seite. „Wir tun uns am 30. Dezember leicht mit dem Personal und die Musikgruppen sind wesentlich günstiger als zu Silvester“. Das könnte sich mit dem Boom rasch ändern.