Alles begann bei klirrender Kälte: Die Wiener Künstlerin Doris Uhlich erregte 2024 die ganze Nation. Ihr Pudertanz eröffnete eine Kulturhauptstadt, die die Grenzen der Bundesländer überschritt. Im Burgtheater dagegen trat Stefan Bachmann den Dienst an – und traf sogleich das Herz des Publikums. Wir holen Skandale, Highlights und Traumpaare noch einmal vor den Vorhang und küren einen Kopf des Jahres.
Zuerst wurde gar nicht gejodelt, dann doch: 1000 Jodler und ein Pudertanz eröffneten die Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024.
Mit dabei waren 23 Gemeinden in den Bundesländern Steiermark und Oberösterreich. Bannerstadt blieb Bad Ischl, hier trank Ai Weiwei einen Tee, der ihm nicht schmeckte, wir berichteten.
Dafür aber war der chinesische Starkünstler vom Kaiserpark so begeistert, dass er hier eine grandiose Werkschau ermöglichte. Sie wurde mit 58.868 Besuchern zum Publikumsmagneten der Kulturhauptstadt. Die vom Linzer Lentos Museum kuratierte Schau zur NS-Raubkunst „Die Reise der Bilder“ war in Linz, Lauffen und Bad Aussee zu sehen, 50.000 Besucher kamen. Größte geografische Breite hatte Bill Fontanas „Silent Echoes“, eine Klanginstallation zwischen der „Notre Dame“ in Paris und den Dachstein-Eishöhlen, die auch live in Graz, Linz und im Museumsquartier Wien zu hören war. Einzigartig!
Zitat des Jahres: Hoffentlich pinkeln mir da nicht alle Hunde drauf.
Stardirigent Riccardo Muti sinniert anlässlich der Enthüllung eines Marmor-Quaders, der seinen Namen trägt, vor Giuseppe Verdis Villa Sant’ Agata.
Doris Uhlich ist unser „Kopf des Jahres“
Eiseskälte im Park und Hitze in den Köpfen: Den Pudertanz am 21. Jänner werden viele nie vergessen: Männer und Frauen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Hautfarbe, darunter Rollstuhl-Tänzer, entfesselten eine Nackt-Performance, die Wiener Choreografin Doris Uhlich tanzte selbst mit.
Der Pudertanz löste wochenlang Aufregung und heftige Debatten in den sozialen Medien aus: Die einen fanden es mutig, die anderen abstoßend. Viele erinnern sich noch heute daran. Uhlichs Bilanz: „Es ist ein starkes positives Echo geblieben. Der Pudertanz verkörperte Weltoffenheit, einen weiteren Begriff von Schönheit, erzeugte auch Empathie.“
Und sie war das erste Mal „richtig raus aus der Kulturblase“. Letztlich war der Pudertanz ein furchtloses Plädoyer für die Freiheit der Kunst, das brachte ihr zu Recht den Österreichischen Kunstpreis 2024 ein.
Kultursplitter, die das Jahr prägten
Neuer Burg-Chef
Seit August ist Stefan Bachmann (58) als Kušej-Nachfolger Burgtheaterdirektor. Mit Bernhards „Holzfällen“, gelesen von Nicholas Ofczarek, und der von Nils Strunk adaptierten „Schachnovelle“ landete er gleich zwei Hits.
Zitat des Jahres: Diese ganze Diversitätsgeschichte und das Queere gehen mir langsam schon so auf den Keks, weil es so furchtbar wichtig genommen wird.
Schauspieler Robert Meyer über den Ruf nach mehr Diversität auf den Theaterbühnen
Vor dem Aus
Aus für das international renommierte Wiener Kunstforum! Überfallartig kündigte die Bank Austria/UniCredit der Kunstforum-Chefin Ingried Brugger die Schließung an. Trotz Einnahmenrekord will man 10 Mio. einsparen.
NEST-Eröffnung
Ein Opernhaus speziell für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Familien – das gibt es mit dem Nest („Neue Staatsoper“) nun in Wien, untergebracht im Künstlerhaus. In der ersten Saison sind bereits rund 100 Veranstaltungen geplant – eröffnet wurde u. a. mit Nestervals „Götterdämmerung“.
Vom Steffl nach Gmunden
Zur Fastenzeit verhüllte Gottfried Helnwein mit einer Nachbildung des Turiner Grabtuchs den Altarraum des Wiener Steffls – allerdings stand sein Christus Kopf. Mit Folgewerken für die Osterwoche blitzte er ab. Das Skandaltuch – ein Kind mit Wundmalen Christi – zeigte er daraufhin bei seiner Werkschau in Gmunden.
Skandal in Linz
Brucknerhaus verlor seine Führung und wird erstmals von Frau dirigiert – interimistisch
Skandale überschatteten die Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA mit dem Brucknerhaus: Dietmar Kerschbaum war u.a. wegen Compliance-Verstößen im Juli als Intendant entlassen worden. Eine Chat-Affäre in Zusammenhang mit dessen Bestellung brachte Bürgermeister Klaus Luger zu Fall, das Dienstverhältnis mit dem kaufmännischen Leiter wurde aufgelöst. Derzeit hat Konzertmanagerin Johanna Möslinger interimistisch die künstlerische Leitung über. Ein neues Führungs-Duo wird per Ausschreibung gesucht.
Salzburger „Jedermann“
Lieben und Sterben eines neuen Traumpaars
„Jedermann“ Philipp Hochmair und „Buhlschaft“ Deleila Piasko überzeugten als neues Traumpaar am Salzburger Domplatz. Robert Carsens Inszenierung sorgte für einen neuen Boom, es gab bereits Anfang Juli keine Karten mehr.
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