Der steirische SPÖ-Chef Max Lercher lud am Mittwochabend zum politischen Aschermittwoch nach Kobenz – bewusst eine Gegenveranstaltung zur FPÖ-Veranstaltung in Ried. Der Obersteirer teilte auch kräftig gegen die Freiheitlichen aus, bekannte sich zur neuen Koalition im Bund und gab sich kämpferisch: „Die Sozialdemokratie ist noch nicht am Ende.“
Sie etabliert sich zusehends zu einer Gegenveranstaltung zum traditionellen politischen Aschermittwoch der FPÖ in Ried: die gleichnamige SPÖ-Veranstaltung von Max Lercher. Zum fünften Mal fand sie Mittwochabend im obersteirischen Kobenz statt – und doch war es eine Premiere: Erstmals trat Lercher als steirischer Parteichef der Roten auf.
Im Vorjahr konnte Lercher Bundesparteichef Andreas Babler als Gast begrüßen. Das war bemerkenswert: Der Steirer ist ja ein Vertrauter von Hans Peter Doskozil und kein Freund von Bablers Politik. Ein Mitglied der neuen Regierung kam am Mittwoch nicht in die Steiermark, die weiteren Redner waren Julia Herr und Philip Kucher vom SPÖ-Parlamentsklub.
Lercher doch pro Bundesregierung
Lercher hatte sich noch vor Kurzem, ebenso wie Doskozil, für eine Expertenregierung und gegen eine SPÖ-Beteiligung ausgesprochen. Am Podium kratzte Lercher am Mittwoch die Kurve: „Ich habe mich zuerst für die Expertenregierung ausgesprochen. Aber als ich gehört habe, dass du, lieber Philip, bei den Verhandlungen bist, war mir klar: Es wird eine Expertenregierung.“ Es folgte doch noch ein Seitenhieb: „Hätten es wirklich so viele (Regierungsmitglieder, Anm.) sein müssen?“
Zu Beginn musste Lercher aber einen aus seiner Sicht organisatorischen Fauxpas ausbügeln: Er stand ohne Bier auf der Bühne – Knittelfelds Bürgermeister Harald Bergmann half rasch aus. Zweiter Fauxpas: Es gab Puntigamer Bier aus Graz und keinen obersteirischen Gerstensaft. „Naja, die Freiheitlichen haben die Wahl gewonnen, da gibt es blaues Bier“, kommentierte Lercher.
Hier ein Video vom gelungene Bieranstich (mit Gösser Bier):
„Es braucht eine Neuordnung der Systeme“
Der Steirer betonte wie schon bei seiner Übernahme der Partei im Dezember: „Wir haben verstanden: Wir müssen jene in den Mittelpunkt stellen, die leisten, aber sich nicht alles leisten können.“ Es brauche eine Neuordnung der Systeme und der Verwaltung im Sinne der Bürger. „Wir müssen die alltäglichen Probleme zu unserem politischen Programm machen.“
Lercher streifte mit Trump, Musk und Orban auch die große Weltpolitik, die meisten Lacher und den größten Applaus gab es aber bei innenpolitischen Themen. „Ich habe dem neuen Staatssekretär Jörg Leichtfried eine Taschenlampe mitgegeben. Das Innenministerium ist so schwarz, er findet sonst sein Büro nicht.“ Auch der steirische Alt-Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) bekam sein Fett ab: „Der hat im Abgang einen neuen steirischen Gruß entwickelt: Danke Wien!“ Insgesamt kam die neue steirische Landesregierung aber milde weg.
Ich habe dem neuen Staatssekretär Jörg Leichtfried eine Taschenlampe mitgegeben. Das Innenministerium ist so schwarz, er findet sonst sein Büro nicht.
Max Lercher, Chef SPÖ Steiermark
Besonders laut geklatscht wurde beim Thema Bankenabgabe – und beim Thema Kickl: „Die FPÖ ist die Braut, die sich nicht traut. Ich glaube ihnen diese Opfergeschichte nicht mehr. Der Kickl hat das Budgetloch gesehen und war nicht bereit, Verantwortung für Österreich zu übernehmen. Diese Täter-Opfer-Umkehr ärgert mich. Er jammert, dass auf den kleinen Mann vergessen wurde. Der einzige kleine Mann, auf den vergessen wurde, ist Herbert Kickl!“
„Die Sozialdemokratie ist nicht am Ende“
Besonders in die Offensive ging Lercher beim Thema Messenger-Überwachung: Er sei dafür, die FPÖ dagegen – „weil sie Reichsbürger in ihren Reihen hat“. Am Ende erinnerte der steirische Oberrote an den im Dezember verstorbenen Hannes Androsch und wurde nochmals grundsätzlich: Die Politik müsse raus aus dem Schubladendenken. Und ein Kampfruf: „Die Sozialdemokratie ist nicht am Ende!“
Auch Herr und Kucher teilen gegen Kickl aus
Nach Lercher traten auch Julia Herr und Philip Kucher ans Rednerpult – und hatten auch einige Lacher auf ihrer Seite, wieder insbesondere, als es gegen Kickl ging. So sprach Herr den Umstand an, dass Kickl in Summe nicht einmal zehn Stunden mit der ÖVP verhandelt haben soll: „Da hab ich schon länger Gulasch gekocht.“ Und Kucher legte nach: „Kickl braucht ein ganzes Jahr, damit er auf die 32-Stunden-Woche kommt.“
Applaus gab es bei beiden auch, als die heute im Ministerrat beschlossene Mietpreisbremse und weitere geplante Sozialmaßnahmen angesprochen wurden. Herr ließ aufhorchen, als sie sagte, der neue Minister Markus Materbauer „muss den Sauhaufen im Finanzministerium aufräumen“. Eine echte Pointe gelang ihr mit einem Blick aufs deutsche Wahlergebnis: „20 Prozent für die AfD, in Österreich wäre das ein Linksruck.“ Gut kam auch an, dass Kucher Kickl als „Extremisten“ und als „Mini-Trump, auf Kärntnerisch ein Trumpel“ bezeichnete.
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