Jetzt endlich ist alles ausgezählt: Die Kulturhauptstadt Bad Ischl – Salzkammergut, die im Vorjahr von 23 Gemeinden in den Bundesländern Oberösterreich und Steiermark getragen wurde, kann sich über 824.518 Besucher und Besucherinnen freuen. Nun steht auch fest, wie es weitergeht – falls Geld da ist. Vor allem auf steirischer Seite ist vieles unsicher.
Sie war umstritten, gehasst und geliebt. Aber: Unterm Strich hat sich die Kulturhauptstadt Europas, die im Vorjahr in 23 Gemeinden im Salzkammergut rund um die Bannerstadt Bad Ischl durchgeführt worden ist, ausgezahlt: Insgesamt 314 Kulturprojekte erreichten 824.518 Besucherinnen und Besucher, das ist jetzt die endgültige Zahl.
Profitiert hat die Region, aber auch Österreich gesamt. So freut man sich etwa über die Steigerung im Tourismus, der in der Region um + 4,1 % anhob, in Bad Ischl um + 17,5 %. Im Ö-Schnitt gab es ein Plus von 3,3 %.
Ines Schiller, Bürgermeisterin von Ischl, sieht darin einen Auftrag: „Das Wichtigste ist, das fortzuführen, was begonnen hat. Wir haben ein Netzwerk bekommen, das wir in Zukunft weiter nutzen wollen.“
Noch immer keine endgültige Bilanz
„Was die Kulturhauptstadt Europas dieser Region hinterlässt, sind etliche neubelebte Museen und bisherige Leerstände, die revitalisiert und zu Kunstorten umfunktioniert wurden“, resümiert die künstlerische Leiterin Elisabeth Schweeger, „und die Region hat ein beachtliches Potential an kreativen Kräften.“
„Diese Kiste zu rocken, war sehr schwer“
Laut einer Evaluierung durch die WU Wien wurde die Kulturhauptstadt überwiegend positiv bewertet (7 von 10 Punkte) und weckte ein stärkeres Interesse an Kulturveranstaltungen. Ein weiterer Endbericht wird Anfang 2026 publiziert.
Das Budget der Kulturhauptstadt lag bei schmalen 31 Millionen Euro. Davon kamen rund 630.000 Euro aus Ticketeinnahmen, der Rest waren Förder- und Sponsorengelder, wie wir bereits berichteten.
„Diese Kiste zu rocken, war sehr schwer, aber wir haben es geschafft“, ist die kaufmännische Geschäftsführerin Manuela Reichert mit dem Output angesichts der knappen Ressourcen zufrieden. Jede beteiligte Gemeinde habe ein Vielfaches profitiert, die endgültigen Bilanzarbeiten werden allerdings erst im Mai abgeschlossen.
So geht es jetzt weiter
Der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer blickt nach vorne: „Mit der Kulturhauptstadt ist es gelungen, dass wir auf der internationalen Bühne wahr- und ernst genommen wurden.“ Nun sei es auch Aufgabe der Politik, dass Folgeprojekte ermöglicht werden, „und nicht nur, weil es die EU vorschreibt.“
In der Steiermark fällt grad alles zusammen
Die oberösterreichische Nachfolgeorganisation steht schon fest. Sie nennt sich „Aufbruch, Salzkammergut!“, der Fokus liegt auf dem kreativen Austausch zwischen dem Salzkammergut und internationalen Kunstschaffenden und Projektpartnern. Als Dachorganisation setzt man die Kultur- und Entwicklungsgenossenschaft Otelo eGen mit Sitz in Vorchdorf ein.
In der Steiermark heißt die Nachfolgeorganisation „Kulturbüro Ausseerland Salzkammergut“, sie basiert auf dem Maßnahmenkatalog zur Kulturstrategie 2030 des Landes Steiermark. Ziel ist die Stärkung der regionalen Kunst- und Kulturarbeit durch die Einführung und Finanzierung von regionalen Kulturdrehscheiben. Das Kulturbüro soll in Bad Aussee seinen Sitz haben.
Bei der Pressepräsentation gab es aber allerdings kritische Stimmen aus dem Publikum. So wurde ins Treffen geführt, dass in der aktuellen blau-schwarzen Kulturpolitik etliche Vereine im Ausseerland, darunter die Arche Grundlsee, derzeit von rigorosen Budgetstreichungen betroffen seien.
Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) meinte dazu, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen sei, da es sich noch um ein „Budgetprovisorium“ handle. Laut „Krone“-Recherchen ist es in der Steiermark tatsächlich noch völlig unklar, wie das Kulturbudget aussehen wird und wofür es genutzt werden wird.
Daher bleibt die von Schweeger und Politikern beschworene „Nachhaltigkeit der Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024“ zumindest auf steirischer Seite derzeit noch pure Vision.
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