Die Budgets für die Nationalratswahl stehen weitgehend, ÖVP und SPÖ nennen aber als einzige Parteien keine Zahlen. Die Konkurrenz gibt an, heuer deutlich unter den gesetzlich erlaubten sieben Millionen Euro bleiben zu wollen. Wobei die nun vorgelegten Rechenschaftsberichte für 2017 zeigen, dass die tatsächlichen Ausgaben im Wahljahr oft deutlich höher sind als die offiziellen Wahlkampfkosten.
Die FPÖ gibt an, mit fünf Millionen Euro heuer im Rahmen des Erlaubten bleiben zu wollen. Vor zwei Jahren hatten die Blauen eine „Punktlandung“ bei sieben Millionen Euro versprochen, die Grenze mit 10,7 Millionen aber tatsächlich gesprengt. Die NEOS beziffern ihr Wahlbudget heuer mit 2,45 Millionen Euro und die Grünen mit 800.000 von der Bundespartei, zu denen noch Beiträge der Landesorganisationen kommen. Ende Juli soll das endgültige Budget stehen. JETZT will mit 300.000 Euro auskommen.
Deutliche Budgeteinbußen bei den Grünen
Damit haben neben der FPÖ insbesondere die Grünen deutlich weniger Geld zur Verfügung als noch vor zwei Jahren, als sie sich trotz ihrer 5,2 Wahlkampf-Millionen aus dem Nationalrat verabschieden mussten.
Zugeknöpft geben sich ÖVP und SPÖ. Zwar hat ÖVP-Chef Sebastian Kurz noch Ende Mai angekündigt, die Kosten schon während des Wahlkampfes transparent offenlegen zu wollen, konkrete Zahlen nennt sein Sprecher nun aber nicht. Auch bei der SPÖ heißt es lediglich, man werde die gesetzlichen Regelungen einhalten. Dies hatten beide Parteien freilich auch 2017 schon versprochen. Die ÖVP hat die Grenze mit 13 Millionen Euro dann fast um das Doppelte überzogen, die SPÖ lag mit 7,4 Millionen knapp darüber.
27,2 türkise Millionen im Jahr 2017
Zweifel an der offiziellen Darstellung, wonach die ÖVP 2017 kurz vor der Wahl damit gerechnet hat, die Kostengrenze noch einhalten zu können, hat zuletzt auch die Finanzierung des Wahlkampfs genährt. Die ÖVP hat 2017 nämlich Kredite über 15 Millionen Euro aufgenommen - mehr als alle anderen damaligen Parlamentsparteien zusammen (11,2 Millionen Euro). Allein die türkise Bundespartei konnte damit im Wahljahr Ausgaben von 27,2 Millionen Euro stemmen - um 20 Millionen mehr als im Nicht-Wahljahr 2015.
Allein 13,6 Millionen Euro hat die Bundes-ÖVP 2017 für Öffentlichkeitsarbeit (also unter anderem Inserate und Plakate) ausgegeben, weitere 4,1 Millionen für Veranstaltungen - allen voran für den Wahlkampfauftakt mit 10.000 Parteigängern in der Wiener Stadthalle. Dass die offiziellen Wahlkampfkosten (die ja zusätzlich noch Beiträge von Ländern und Bünden enthalten) dann „nur“ 13 Millionen Euro betrugen, liegt daran, dass der Kostendeckel nur für die letzten 82 Tage vor der Wahl gilt.
SPÖ gab 2013 28,5 Millionen aus
Startet eine Kampagne vor dem Stichtag, werden die entsprechenden Ausgaben also nicht in die Deckelung eingerechnet. Auch Kosten für die Wahlkampfvorbereitung finden sich nicht zwangsläufig in den offiziellen Wahlkampfkosten. Bekannt ist etwa, dass das Honorar der SPÖ für ihren skandalumwitterten Wahlkampfberater Tal Silberstein 2017 vor dem Stichtag angefallen ist und daher nicht Teil des Kostendeckels war.
Auch sind die 27,2 Millionen Euro Ausgaben der Bundes-ÖVP 2017 kein Rekordwert: Die SPÖ hat im Wahljahr 2013 28,5 Millionen Euro ausgegeben und die Wahlkampfkostengrenze mit 7,3 Millionen offiziell trotzdem nur minimal überschritten.
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