Heiße Wahlkampf-Phase

SPÖ droht Negativ-Rekord, FPÖ die Ibiza-Klatsche

Österreich
07.09.2019 10:14

Die Nationalratswahl am 29. September dürfte kein großes Erdbeben bringen, aber den einen oder anderen parteiinternen Rekordwert. Der SPÖ droht laut aktuellen Umfragen das schlechteste Ergebnis der Zweiten Republik und vielleicht Rang 3, NEOS und Grüne können auf Topwerte hoffen. Die FPÖ wird zwar unter dem sogenannten Ibizagate leiden, aber nicht so sehr wie 2002 unter Knittelfeld, als am 7. September in dem steirischen Ort die freiheitliche Partei zerbrach - sehen Sie dazu auch unsere aktuelle „Damals“-Folge.

Damals lösten grobe parteiinterne Turbulenzen die Neuwahl aus. Sie bescherte der FPÖ das - mit 16,91 Prozentpunkten - mit Abstand größte Minus aller Parteien bei allen Nationalratswahlen. Dagegen wirken die fünf bis sechs Punkte weniger, die der FPÖ heuer drohen, nicht allzu dramatisch. Aber landet die FPÖ tatsächlich bei rund 20 Prozent, wäre das immerhin ihr zweitgrößtes Minus.

FPÖ-Chef Norbert Hofer (Bild: APA/HANS KLAUS TECHT)
FPÖ-Chef Norbert Hofer

Und die Blauen sind Verluste nicht recht gewöhnt: Seit der Übernahme durch Jörg Haider 1986 legten sie so gut wie immer zu - mit Ausnahme nur des Jahres 2002 und eines leichten (0,61 Punkte) Rückgangs 1995.

Am 7. September 2002 kommt es zu einem Paukenschlag in der österreichischen Innenpolitik: Im steirischen Knittelfeld zerbricht die Freiheitliche Partei. (Bild: APA)
Am 7. September 2002 kommt es zu einem Paukenschlag in der österreichischen Innenpolitik: Im steirischen Knittelfeld zerbricht die Freiheitliche Partei.

Rutscht SPÖ hinter FPÖ ab?
Die SPÖ wird in den Umfragen derzeit deutlich unter ihrem bisher schlechtesten Stimmenanteil (26,82 Prozent 2013) ausgewiesen. Aber es müsste schon äußerst schlecht laufen für sie, wenn sie auch noch ihr größtes Minus einführe. Das waren bisher 7,86 Prozentpunkte im Jahr 1994. Sollte diesmal tatsächlich die FPÖ Zweite werden, wäre das der erste dritte Platz der SPÖ - die erst 2017 Rang 1 an die ÖVP abgeben musste.

(Bild: APA/Hans Punz)

ÖVP wird ersten Platz wohl verteidigen
Die Volkspartei feierte 2017 zwar einen Sensationserfolg, aber Rekorde schaffte der damals neue Chef Sebastian Kurz keine: Sein Plus von 7,48 Punkten war nicht einmal halb so groß wie Wolfgang Schüssels Rekord-Zuwachs von 15,40 Prozent im Jahr 2002, mit 31,47 Prozent blieb Kurz weit unter Schüssels 42,30 Prozent.

Auch die heurige Wahl dürfte die ÖVP - sie liegt in den Umfragen auf 35 bis 36 Prozent - nicht in diese Regionen bringen. Anders als Schüssel 2006 wird es Kurz aber gelingen, den ersten Platz zu verteidigen - und es ist immerhin 53 Jahre her, dass die ÖVP zweimal hintereinander stimmenstärkste Partei war.

(Bild: APA/AFP/Tobias SCHWARZ)

Grüne mit größtem Zuwachs
Die Grünen können nach ihrem (internen) Rekord-Minus von 8,62 Prozentpunkten jetzt jedenfalls mit ihrem größten Zuwachs seit der Gründung rechnen - denn bisher legten sie maximal um 2,59 Punkte (1999) zu. Ihr Wiedereinzug in den Nationalrat ist ihnen sicher - aber nicht ganz sicher ist, ob sie (nach den nur mehr 3,80 Prozent 2017) jetzt gleich wieder auf Rekordniveau (das waren 12,42 Prozent 2013) kommen.

Der grüne Spitzenkandidat Werner Kogler (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Der grüne Spitzenkandidat Werner Kogler

NEOS können auf sieben bis acht Prozent hoffen
NEOS können ziemlich sicher sein, besser als je abzuschneiden - ist es für sie doch erst die dritte Wahl. 2017 hielten sie sich mit leichtem Plus auf 5,30 Prozent im Parlament, heuer können sie auf sieben bis acht Prozent hoffen.

Beate Meinl-Reisinger (Bild: APA/HANS PUNZ)
Beate Meinl-Reisinger

Weiterer Zuwachs bei Wahlbeteiligung möglich
Einen Rekordzuwachs erlebte 2017 die Wahlbeteiligung. Sie stieg um 5,09 Punkte auf genau 80,00 Prozent. Das ist mittlerweile zwar weltweit eine Top-Beteiligung, aber dass noch mehr geht, sah man in der „Knittelfeld-Wahl“ 2002 - wo die Beteiligung von 80,42 auf 84,27 Prozent anwuchs. 2006 brach sie dann allerdings stark wie nie zuvor - um 5,78 Punkte - ein.

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