Für einen, der nach Eigenaussage stets ihm angetragene politische Funktionen abgelehnt hat, ist heute ein großer Tag: Horst Schachner wird als steirischer SPÖ-Bundesrat angelobt. Das sorgt bei einigen Genossen - gelinde gesagt - für Murren: Als Betriebsratsboss der Holding Graz, ÖGB-Chef und Neo-Bundesrat lukriert er - nun mit 63.644 Euro zusätzlicher Abgeordnetengage - rund 214.000 Euro brutto jährlich.
Zum Vergleich: Das durchschnittliche Jahreseinkommen lag 2018 in der Steiermark bei 31.296 Euro brutto, der Landeshauptmann wird im Jahr 2020 241.836 Euro verdienen. Horst Schachner gilt als „Anpacker“. Als gewichtiger Gewerkschafter haut er sich für die kleinen „Hackler“ rein. Über sich selbst sagt er: „Ich bin ein Kämpfer.“ Seine Stimme hat in der Politik Gewicht, auch wenn er nie in der ersten Reihe stand.
Schlechtes Ergebnis in SPÖ-Vorstandssitzung
In der SPÖ-Vorstandssitzung am Montag wurde der steirische ÖGB-Vorsitzende von seinen Genossen offiziell auf den roten Bundesratssitz gehievt. Sein Wahlergebnis war nicht gerade berauschend, aber gewählt ist gewählt. Ihm wird heute Martin Weber den Platz freimachen, der erfolgreiche Bürgermeister von Tieschen, der - entgegen des miesen Landestrends der SPÖ - in seiner Gemeinde ein Plus von 9 Prozentpunkten herausholte.
Es gibt einige Stimmen in der SPÖ (freilich nur hinter vorgehaltener Hand), bei denen diese Entscheidung für massives Kopfschütteln sorgt. Die Personalie Horst Schachner zeuge weder von Erneuerung der Partei, noch sei die Optik - höflich formuliert - besonders ansprechend.
Ämterhäufung sorgt für schiefe Optik
Schachner verdient bei der Holding Graz (als Betriebsrat ist er dienstfreigestellt) 144.038 Euro brutto pro Jahr. Vom ÖGB und der Gewerkschaft vida erhält er zwar kein Gehalt, aber eine Aufwandsentschädigung von 4865 Euro jährlich. Dazu hatte er bisher weitere - auch gut dotierte - Funktionen inne: In der Arbeiterkammer verdiente er die letzten Jahre als Vorstandsmitglied 13.664 Euro brutto jährlich, zudem saß er im Verkehrsverbund Steiermark auf dem Sessel des Aufsichtsratsvorsitzenden. Das Jahres-Salär dafür: 8880 Euro brutto.
AK-Vorstandssitz wird zurückgelegt
Im Gespräch mit der „Krone“ kündigte Horst Schachner an, mit der Bundesrats-Angelobung das Aufsichtsratsmandat im Verkehrsverbund und den AK-Vorstandssitz zurückzulegen. Damit entgehen ihm im Jahr 2020 22.544 Euro. „Ich habe dies bereits den Gremien mitgeteilt, denn ich will ja nicht als Super-Bonze erscheinen“, sagt Schachner. Er habe kein Dienstauto - „und für die 405-Euro-Monats-Entschädigung beim ÖGB lachen mich die Leute ohnehin aus“. Er sei bis zu 20 Stunden am Tag unterwegs: „Ich kämpfe seit 27 Jahren für meine Leut’!“.
Ob das nun alle Ämter seien? Ja, versichert der 57-Jährige. Nein, einen kleinen Job hat er vergessen: Schachner ist auch Landesbeirat der Wiener Städtischen Versicherung, kassiert dafür rund 1500 Euro brutto im Jahr. Für eine Sitzung pro Jahr. Auch Kleinvieh macht Mist.
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