Direktorin Bigonski

Sie passt auf, dass bei der Wahl alles glattläuft

Oberösterreich
27.09.2024 11:20

Bei ihr laufen am Tag der Nationalratswahl alle Fäden zusammen: Magdalena Bigonski leitet die Direktion Inneres und Kommunales beim Land Oberösterreich. Das macht sie auch zur Chefin der Landeswahlbehörde. Die 35-jährige Juristin muss aufpassen, dass bei der Wahl keine Fehler passieren. Ein Knochenjob – nicht nur am Tag der Wahl!

Wenn man das Büro der 35-jährigen Spitzenbeamtin im vierten Stock des Linzer Landesdienstleistungszentrums betritt, spürt man sofort, dass es hier viel Arbeit gibt. Magdalena Bigonski ist die Direktorin der mächtigsten Abteilung im Land OÖ. Wenn nicht gerade Wahlen sind, ist sie im Falle von Krisen die oberste Koordinatorin im Land. Auf der Fensterbank steht sogar eine Digitalfunk-Garnitur, damit sie mit Polizei, Rettung und Feuerwehr im Fall der Fälle rasch verbunden ist. Beim Interview geht es um die Wahl am Sonntag, die Vorbereitungen, die Arbeit, die dahinter steckt, und Probleme, die zuletzt mit Wahlkarten aufgetaucht sind.

Magdalena Bigonski leitet die Direktion Inneres und Kommunales beim Land: Sie ist für Wahlen ebenso zuständig wie für die Gemeinden, die Feuerwehren, den Zivildienst, das Baurecht und die Verleihung von Staatsbürgerschaften. (Bild: Wenzel Markus/Markus Wenzel)
Magdalena Bigonski leitet die Direktion Inneres und Kommunales beim Land: Sie ist für Wahlen ebenso zuständig wie für die Gemeinden, die Feuerwehren, den Zivildienst, das Baurecht und die Verleihung von Staatsbürgerschaften.

„Krone“: Sie sind die Chefin der oberösterreichischen Landeswahlbehörde. Was kann man sich darunter vorstellen? 
Magdalena Bigonski:
 Ich bin im Grunde genommen die Wahlleiterin der Landeswahlbehörde. Es gibt mehrere Wahlbehörden: die Landeswahlbehörde, die Bezirkswahlbehörden, die Gemeindewahlbehörden und auf Bundesebene die Bundeswahlbehörde. Ich leite also die Landeswahlbehörde, die  aus Beisitzern, Ersatzbeisitzern und Vertrauenspersonen besteht. Unsere Aufgaben gliedern sich in drei Bereiche: vor der Wahl, am Wahltag und nach der Wahl. Vor der Wahl sind wir dafür zuständig, wenn Parteien ihre Wahlvorschläge einbringen. Bei den großen Parteien ist das unproblematisch, aber Kleinparteien müssen Unterstützungserklärungen einreichen, die wir dann zählen. Das ist oft eine spannende Aufgabe. Ein weiterer Aspekt ist die Organisation der Drucksorten, wie Plakate und Stimmzettel. Bei uns ist das sehr komplex, weil jeder Regionalwahlkreis eigene Stimmzettel hat. Wir stellen sicher, dass alles den Vorgaben des Ministeriums entspricht.

In Oberösterreich stehen auf dem Wahlzettel elf Parteien zur Wahl: Von der ÖVP bis zur Liste KEINE (Keine von denen). (Bild: Wenzel Markus/Markus Wenzel)
In Oberösterreich stehen auf dem Wahlzettel elf Parteien zur Wahl: Von der ÖVP bis zur Liste KEINE (Keine von denen).

Wie viele Personen sind an der Wahl beteiligt?
In Oberösterreich gibt es 1655 Wahllokale auf Gemeindeebene. Dann gibt es natürlich auch die Bezirkswahlbehörden und die Landeswahlbehörde. Eine genaue Zahl zu nennen, ist schwierig, aber wenn man alle beteiligten Personen, inklusive derjenigen, die in den Gemeindeämtern die Organisation übernehmen, miteinbezieht, kommt man auf eine beträchtliche Anzahl. Es sind etwa 16.000.

Oft hört man, dass es zu wenige Freiwillige gibt, die als Wahlhelfer arbeiten.
Es kommt immer wieder vor, dass es in den Gemeinden schwierig ist, genug Helfer zu finden, vor allem für das Auszählen. Die Nominierung der Beisitzer liegt  bei den Parteien, und es wird natürlich gehofft, dass diese auch erscheinen. Eine große Herausforderung für die Gemeinden ist die Zunahme der Wahlkarten. Das ist organisatorisch aufwendig und früher sicher nicht in dem Ausmaß der Fall gewesen.

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Es kommt immer wieder vor, dass es in Gemeinden schwierig ist, genug Helfer zu finden, vor allem für das Auszählen.

Sie kennen schon vor Wahlschluss alle Zahlen.  Ab wann wissen Sie, wie die Wahl ungefähr ausgeht?
Vor 17 Uhr dürfen keine Hochrechnungen veröffentlicht werden. Die ersten Wahllokale schließen am frühen Nachmittag, die letzten um 16 Uhr. Ab etwa 19   Uhr haben wir dann eine gute Vorstellung, in welche Richtung es geht.

Es hat zuletzt Probleme mit den Wahlkarten gegeben. Was ist da passiert?
Wenn es Probleme gibt, bitten wir die Gemeinden, sich bei uns zu melden. Wir machen keine Vorwürfe, sondern arbeiten gemeinsam mit den Gemeinden an der Lösung. Unser Ziel ist es, als Bindeglied zwischen Gemeinde, Bezirkswahlbehörde und Bundesministerium zu fungieren. Das größte Thema sind Wahlkarten, die nicht zugestellt werden, das liegt aber außerhalb unserer Kontrolle.

Bigonskis stammt aus Waldhausen im Strudengau. Vor ihrer Ernennung zur Direktorin der mächtigen Landesabteilung Inneres und Kommunales war sie Juristin und Vizechefin an der Bezirkshauptmannschaft Perg.  (Bild: Wenzel Markus/Markus Wenzel)
Bigonskis stammt aus Waldhausen im Strudengau. Vor ihrer Ernennung zur Direktorin der mächtigen Landesabteilung Inneres und Kommunales war sie Juristin und Vizechefin an der Bezirkshauptmannschaft Perg. 

Wäre es nicht für alle eine irrsinnige Erleichterung, die Stimmen digital abzugeben? 
Das digitale Wählen ist immer wieder Thema, aber es wäre eine Herausforderung, die datenschutzrechtlichen Vorgaben zu erfüllen. Das Wahlrecht ist ein hohes Gut, und Beeinflussung sowie Manipulation sind Risiken, die bedacht werden müssen. Ob Österreich technisch dazu in der Lage ist, kann ich nicht sagen – das ist eine Entscheidung des Innenministeriums.

Was muss eigentlich passieren, damit eine Wahl wiederholt werden muss?
Das entscheidet der Verfassungsgerichtshof. Wenn jemand die Wahl anfechtet, prüft der Verfassungsgerichtshof, ob ein Fehler das Wahlergebnis maßgeblich beeinflusst hat. Wir als Landeswahlbehörde können das nicht entscheiden.

Zur Person

Obwohl Magdalena Bigonski erst seit Februar an der Spitze der Direktion Inneres und Kommunales (IKD) sitzt, ist die Nationalratswahl am Sonntag schon ihre zweite Wahl. Feuertaufe war die EU-Wahl, bei der sie erstmals die Wahlbehörde leitete. Die 35-jährige Juristin ist seit 2014 beim Land Oberösterreich beschäftigt, vor ihrer Berufung zur IKD-Direktorin war sie Juristin an der Bezirkshauptmannschaft Perg, die sie ab 2019 auch stellvertretend geleitet hat. Die Juristin stammt aus Waldhausen im Strudengau und lebt jetzt in Baumgartenberg.

Wie lange vor der Wahl geht bei Ihnen in der Abteilung die Arbeit los?
Mindestens zwei bis drei Monate vorher. Wir haben wöchentliche Sitzungen, in denen wir uns abstimmen. Insgesamt sind wir heuer schon seit März mit den Vorbereitungen beschäftigt, da uns auch immer wieder Anfragen erreichen.

Gut eine Million Oberösterreicher sind am Sonntag dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die erste Hochrechnung wird für 17 Uhr erwartet.  (Bild: Uta Rojsek-Wiedergut)
Gut eine Million Oberösterreicher sind am Sonntag dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die erste Hochrechnung wird für 17 Uhr erwartet. 

Zuletzt gab es Aufregung, weil Hacker die Server von Behörden lahmlegen wollen. Sind sie darauf vorbereitet? 
Wir führen regelmäßig Stresstests und Penetrationstests durch, um unsere Systeme zu schützen. Unsere Mitarbeiter sind sensibilisiert und wissen, wie sie mit verdächtigen E-Mails umgehen sollen. Bis jetzt hatten wir glücklicherweise keine größeren Vorfälle.

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Die Unterlagen dürfen erst vernichtet werden, wenn der Verfassungsgerichtshof die Wahl als unanfechtbar erklärt hat.

Was passiert nach der Wahl mit den Stimmzetteln?
Die Unterlagen dürfen erst vernichtet werden, wenn der Verfassungsgerichtshof die Wahl als unanfechtbar erklärt hat. Wir bewahren jedoch immer Musterexemplare für die nächste Wahl auf, um zu wissen, wie wir es zuvor gemacht haben.

Macht das Wählen per Wahlkarte die Arbeit der Wahlbehörde einfacher oder schwieriger?
Ehrlich gesagt, eher schwieriger. Für den Bürger ist es natürlich praktisch, aber für die Wahlbehörden bedeutet es viel zusätzlichen Aufwand, vor allem was die Organisation und das Auszählen betrifft. Es müssen sehr viele Schritte genau überprüft werden.

Haben Sie selbst Ihre Stimme bereits abgegeben?
Ja, ich habe eine Wahlkarte beantragt, da ich als Landeswahlleiterin am Wahltag bereits ab dem frühen Vormittag im Büro bin.

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