Nationalratswahl 2024

5 Gründe, warum die Steiermark heute im Fokus ist

Steiermark
29.09.2024 07:00

Österreich wählt heute einen neuen Nationalrat – und besonders viele Blicke sind auf die Steiermark gerichtet. Warum die Grüne Mark sich oft vom Rest des Landes abhebt und das Ergebnis die Landtagswahl beeinflussen kann.

Die Steiermark stellt nach Nieder-, Oberösterreich und Wien die vierthöchste Zahl an Wahlberechtigten. Dennoch könnte heute Abend insbesondere das steirische Ergebnis für überregionales Interesse sorgen. Das sind fünf Gründe dafür.

1) Die Steiermark als „Swing State“

Wahlprognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Steiermark treffen. Während viele andere Bundesländer verlässliche Sieger liefern (z.B. die SPÖ in Wien und Burgenland, die ÖVP in Niederösterreich und Tirol), ist die Grüne Mark immer für eine Überraschung gut. Traditionell ein ÖVP-Land, konnte mit Franz Voves auch schon ein Sozialdemokrat Landeshauptmann werden. Und bei der Nationalratswahl 2013 war gar die FPÖ Nummer 1. Die Steiermark wird daher – in Anlehnung an die wenigen wahlentscheidenden Bundesstaaten in den USA – auch als „Swing State“ bezeichnet. Das steirische Ergebnis kommt zudem dem Bundesergebnis oft recht nahe.

2) Graz ist völlig unberechenbar

Wahlprognosen sind noch schwieriger, wenn sie Graz betreffen. Die Landeshauptstadt ist völlig unberechenbar, das ist spätestens seit 2021 klar, als die Kommunistin Elke Kahr die Gemeinderatswahl sensationell gewann. In der zweitgrößten Stadt Österreichs waren auch schon die Grünen voran (Nationalratswahl 2013), bei der jüngsten Landtagswahl siegte die ÖVP, bei der EU-Wahl im Juni die SPÖ. Die FPÖ tut sich im studentisch geprägten urbanen Umfeld deutlich schwerer als in den ländlichen Regionen der Steiermark, ein gutes Ergebnis ist dennoch nicht ausgeschlossen.

Elke Kahr und Robert Krotzer feierten 2021 den überraschenden Wahlsieg der KPÖ Graz. (Bild: Sepp Pail)
Elke Kahr und Robert Krotzer feierten 2021 den überraschenden Wahlsieg der KPÖ Graz.
3) Die KPÖ hofft auf ein Wunder

Es wäre eine Premiere in der Zweiten Republik, wenn eine Partei zwar bundesweit an der Vier-Prozent-Hürde scheitert, über ein Grundmandat dennoch in den Nationalrat einzieht. Davon träumt die KPÖ. Etwa elf Prozent der gültigen Stimmen müssten im Wahlkreis Graz/Graz-Umgebung erreicht werden. Das erscheint äußerst schwierig, weil ja nicht nur das Ergebnis in der Stadt, sondern auch im Umland zählt – und dort reüssieren die Kommunisten deutlich weniger.

4) Die nächste Wahl steht vor der Tür

Nur acht Wochen nach der Nationalratswahl wird in der Steiermark ein neuer Landtag gewählt. Das Ergebnis heute könnte ein Gradmesser für diesen Urnengang sein, sehen Umfragen doch auch auf Landesebene die FPÖ auf Platz 1. Ein starkes blaues Ergebnis bei der Nationalratswahl würde Rückenwind bedeuten. ÖVP-Landeshauptmann Christopher Drexler muss ähnlich wie Bundeskanzler Karl Nehammer kämpfen – hält Nehammer die Verluste im akzeptablen Rahmen, würde das Drexler Hoffnung geben. Und SPÖ-Chef Anton Lang käme ein erneuter interner Grabenkampf nach einer Niederlage von Andreas Babler ungelegen. Einfluss auf den steirischen Wahlkampf werden auch die Regierungsverhandlungen in Wien haben.

5) Der Flüchtlingsansturm wirkt noch nach

Neun Jahre ist es mittlerweile her, dass Tausende Migranten täglich an der steirisch-slowenischen Grenze in Spielfeld gestrandet sind. Der Staat verlor für einige Zeit die Kontrolle. Die Bilder von damals wirken bis heute nach, insbesondere im südsteirischen Weinland, ansonsten österreichweit als Tourismusdestination bekannt und beliebt. Seit den Vorgängen in den Jahren 2015 und 2016 schneidet die FPÖ hier besonders stark ab. Ist das diesmal wieder der Fall, könnte man dies als Beleg deuten, wie nachhaltig das Thema Migration die Bevölkerung beschäftigt – und ihre Wahlentscheidungen beeinflusst.

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