Die Nationalratswahl ist geschlagen, das Kärntner Ergebnis gleicht einem blauen Wunder. Jetzt stellt sich noch die Frage: Welche Köpfe vertreten künftig in Wien die Kärntner Interessen? Und wer muss noch um sein Mandat zittern?
Eigentlich sollte Kärnten aufgrund seiner Bevölkerungsgröße ja 12 Mandate zustehen (bei der letzten Nationalratswahl waren es noch 13) – allerdings werden einige Mandate aufgrund der verschiedenen Rechenverfahren auf der Bundesliste verteilt. Sprich: In Kärnten werden lediglich acht Mandate fix vergeben!
Das Wahlergebnis hat die bisherige Mandatsverteilung übrigens ebenfalls ziemlich auf den Kopf gestellt. So dürfen sich die Freiheitlichen anstatt über die bisherigen zwei über ganze vier Mandate freuen – tatsächlich haben sie diese auch jeweils mit einem Direktmandat in den Wahlkreisen erreicht. Einziehen werden für die FPÖ demnach Christian Ragger (Wahlkreis Kärnten-Ost), Gernot Darmann (Wahlkreis Klagenfurt), Maximilian Linder (Wahlkreis Villach) und Tina Berger (Wahlkreis Kärnten-West).
Die Kärntner SPÖ musste während der Auszählung kurzzeitig sogar um Platz 2 zittern, insgesamt müssen die Roten ein Minus von drei Prozent schlucken. Damit verlieren sie auch ein Mandat und können lediglich zwei anstatt der bisherigen drei Kärntner Abgeordneten ins Hohe Haus entsenden. Das wird zum einen Spitzenkandidat Philip Kucher sein – der übrigens auch über die Bundesliste abgesichert war – und als zweite darf sich die Villacherin Petra Oberrauner freuen, die über die Landesliste einzieht.
Bei dem großen Wahlverlierer – die ÖVP – halbieren sich die Nationalratsmandate aus Kärnten. Vertraten bisher noch vier Abgeordnete (Gabriel Obernosterer, Johann Weber, Elisabeth Scheucher-Pichler und Peter Weidinger) die Kärntner Volkspartei in Wien, sind es nach dem enormen Minus von über 14 Prozent nur noch zwei: Gabriel Obernosterer und Elisabeth Scheucher-Pichler.
Keine Mandate für NEOS und Grüne
Die mickrigen 4,6 Prozent (Grüne) und auch die 7,7 Prozent für die NEOS bedeuten für Spitzenkandidatin Olga Voglauer und Spitzenkandidat Janos Juvan eigentlich kein Mandat. Voglauer hat Glück, denn sie kann durch Platz 5 auf der Bundesliste nun doch in den Nationalrat einziehen – damit ist sie Kärntens einzige grüne Stimme in Wien. Juvan muss noch zittern, nur im Falle einer pinken Regierungsbeteiligung rückt der Klagenfurter nach. Denn auf der Bundesliste belegt er Platz 12, die vor ihm gereihten wurden teilweise durch Bundesländer-Mandate abgesichert.
Wer noch hoffen darf
Spannend könnte es aber auch noch für den ein oder anderen Kärntner Politiker werden. Wird Gernot Darmann nämlich tatsächlich Minister – wie es immer wieder aus blauen Parteikreisen heißt – würde Kajetan Glantschnig, Gemeinderat in Eberndorf, über die Landesliste nachrücken. Außerdem nachrücken könnte St. Veits Vizebürgermeister Clemens Mitteregger (SPÖ), weil Kucher ja über die Bundesliste abgesichert wurde. Allerdings – so heißt es – gelte innerhalb der SPÖ die Regel, dass das erste erreichte Mandat (das wäre das Landeslisten-Mandat bei Kucher) angenommen werden sollte. Zu guter Letzt darf auch noch Johann Weber von der ÖVP hoffen. Denn ÖVP-Urgestein Elisabeth Scheucher-Pichler belegt auf der Bundesliste Platz 12, hat damit hohe Chancen so zu ihrem Mandat zu kommen und den Platz in Kärnten für ihren Kollegen aus Wolfsberg frei zu machen.
Wer wird Vorzugsstimmen-Kaiser
Natürlich könnten auch Kandidaten, die auf Vorzugsstimmenfang gegangen waren, noch vorrücken. Dafür benötigt werden Vorzugsstimmen im Ausmaß der Landeswahlzahl oder von mindestens 10 Prozent der auf die Partei im Landeswahlkreis (im Regionalwahlkreis sind es 14 Prozent) entfallenen Stimmen. Die endgültigen Vorzugsstimmenergebnisse liegen bisher aber noch nicht vor.
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