Das Oktoberfestzelt platzt aus allen Nähten. Es ist gerade einmal zehn Uhr vormittags – und über 3000 Fans in Blau sind schon da, lassen sich Grillhendl und Schnitzel mit Pommes servieren. Aus der ganzen Region sind sie gekommen: Aus dem Burgenland, aus dem Murtal, aus Deutschlandsberg, aus Graz - immerhin ist es die erste große Party nach dem FPÖ-Wahlsieg vor einer Woche und der Wahlkampfauftakt für die Steiermark-Wahl.
Man fühlt sich fast wie auf einem Fußballmatch. Blau ist die dominierende Farbe. Frauen mit blau gefärbten Rastazöpfen. Blaue Dirndl, Männer mit Mario-Kunasek-Gilets, blau verzierte Lebkuchenherzen um den Hals. Die John-Otti-Band stimmt die Masse mit dem blauen Schlagen „Wir sind eine Familie“ auf FPÖ-Chef Herbert Kickl ein.
Kickl-Besuch dauerte 40 Minuten, dann zurück nach Wien
Der Wahlsieger kommt – wie versprochen – aber nur für rund 40 Minuten. Denn jetzt muss er die Taktik für die kommenden Wochen entwerfen. Als Kickl einzieht, stehen die FPÖ-Fans auf den Bänken, der FPÖ-Chef bekommt von einem weiblichen Fan einen Blumenstrauß überreicht. Wenig später wird er auf der Bühne sagen: „Die positive blaue Welle der Freiheit rollt und rollt und rollt“. Immer wieder betont Kickl, dass er den Wahlsieg nicht für sich oder die FPÖ generiert, sondern für „euch“: „Es ist ein Feiertag für eure Standhaftigkeit. Ich gratuliere euch ganz herzlich zu eurem Wahlerfolg.“
Und Kickl spürt, so er erzählt er den Fans, dass in Wien bei der ÖVP und der SPÖ „die Wände wackeln“, wenn sie bei der Übertragung aus Hartberg sehen, welche „Kraft in uns schlummert“.
Kunasek soll das nächste blaue Wunder schaffen
Der zweite Triumph nach der Nationalratswahl soll die Landtagswahl in Vorarlberg werden und Mitte November wird die Steiermark übernommen werden. Mario Kunsaek soll da das nächste „Blaue Wunder“ schaffen.
„Ein paar Wochen musst du noch surfen, lieber Mario, gegen den kalten Wind. Dann wirst du in der Steiermark verwirklichen, was Jörg Haider in Kärnten geschafft hat“, gibt er als Wahlziel in Richtung Steiermark-Spitzenkandidat Kunasek aus, der im Publikum sitzt. Auch Norbert Hofer, der gegen Hans Peter Doskozil im Burgenland antritt (Kickl: „Er wird nächstes Jahr Landeshauptmann.“), ist gekommen. Außerdem noch Ex-Hofburg-Kandidat Walter Rosenkranz und Abgeordneter Hannes Amesbauer.
Kickl will „Brunner sofort zurückbeordern aus Brüssel“
Dann erzählt Kickl der blauen Fangemeinde, dass er sich nun umstellen muss. „Aber ich habe schon unangenehmere Umstellungen gehabt.“ Der Unterschied zu früher: Jetzt habe er den Rucksack dabei – und das sei der „Wählerwille“. „Das blaue Wunder soll zum rot-weiß-roten Wunder werden“, so Kickls Traum. Er verspricht der Menge, die Kickl immer wieder zu jubelt, „fünf gute Jahre“. Für die Arbeitnehmer und den Unternehmer. Und wer nicht spurt, hat in diesem Land nichts verloren. Außerdem soll der „Pensionsantrag soll wieder mehr wert sein, als ein Asylantrag“.
Zuerst aber werde er als „Bundeskanzler den Scherbenhaufen“ zusammenräumen. Dann „Schritt für Schritt eine positive Zukunft aufbauen“. Denn die alte Regierung habe die „illegale Völkerwanderungen schön frisiert“. Die Abschiebungen sind in Wahrheit „Bulgaren und Rumänen und keine Syrer und Afghanen“.
Zudem bestehe eine „große Gefahr für Wohlstand und Leistung“. Denn die alte Regierung habe „Schulden über Schulden angehäuft“. Erst jetzt „komme beim Budget die Katze aus dem Sack“. Verantwortlich dafür sei Noch-Finanzminister Magnus Brunner, der nun Migrationskommissar in Brüssel wird. „Wie soll der die Asylkrise lösen. Er gehört sofort rückbeordert und es muss ein Freiheitlicher nach Brüssel geschickt werden“.
„Hinterzimmer-Packeleien“ und „Schlag ins Gesicht“
Das alles seien die Dinge, die Kickl derzeit beschäftigen. Um Ihn als Kanzler zu verhindern, werde bereits in den „Hinterzimmer herumgepackelt.“ Das Motto der Verlierer sei „Machterhalt, koste es, was es wolle“. Dafür wird jetzt an einer schwarz-roten Koalition mit rosa Stützrad gebastelt. Aber: „Diesen Plan werden wir durchkreuzen“, verspricht Kickl. „Ich habe vor, ehrlich zu verhandeln. Ohne Fallen stellen, ohne Hinterzimmer, ohne schmutzige Tricks. Unsere Hand ist ausgestreckt.“
Bei seiner Audienz in der Hofburg habe er Bundespräsident Alexander Van der Bellen klar und deutlich gesagt: „Ich will Bundeskanzler werden. Eine blaue Stimme darf nicht weniger wert sein als eine andere Stimme. Und es gibt nur einen Wahlgewinner und nicht vier“.
Zudem habe er dem Bundespräsidenten klargemacht, dass es „keck sei, wenn die, die das Land in den Abgrund geführt haben und es nun richten wollen.“ Eine Koalition der Verlierer wäre daher ein „Schlag ins Gesicht“ für die FPÖ-Wähler. Nun sei der Bundespräsident am Zug.
Nach 40 Minuten verließ Kickl schnurstracks wieder das Zelt.
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