Üblicherweise sind Landtagswahlen nur wenig von bundespolitischen Weichenstellungen, Entscheidungen oder Nicht-Entscheidungen beeinflusst. Diesmal dürfte es aber anders sein: Die Nationalratswahl hat wohl auch Folgen für die Steiermark. Zur Freude der FPÖ und zum Leidwesen der ÖVP, die um den Landeshauptmann-Sessel bangen muss.
„Gemma‘s an“, schreibt Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger im Internet, man sei bereit für eine Regierungsbeteiligung. ÖVP-Kanzler Karl Nehammer sieht seine Partei auf einem „guten Weg“, und der ehemalige Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ) rechnet schon fix mit dem Posten des Vizekanzlers. Das Koalitions-Zuckerl ist eingetütet.
Für Landeshauptmann Christopher Drexler ein Bonbon, das so bitter-herb schmeckt wie Lakritze. Er hatte erstens gehofft, dass FPÖ-Wahlsieger Herbert Kickl den Regierungsbildungs-Auftrag erhält, und zweitens, dass erst nach der Landtagswahl am 24. November der Sack zugemacht wird. Doch noch bevor die türkis-rot-pinken Verhandlungen eröffnet wurden, scheint der Ausgang in Stein gemeißelt. Den Ärger vieler Freiheitlicher, denen das Kanzleramt verwehrt wird, könnte nun die steirische ÖVP zu spüren bekommen. „Jetzt erst recht Mario Kunasek“, dürften sich so manche denken – und Drexler für Nehammers Zuckerl-Kurs bestrafen.
„Als ich dieses Foto sah, musste ich zweimal hinschauen. Ich konnte es nicht glauben.“ Das in der „Krone“ veröffentlichte Bild von Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer, vor erlegtem Hirsch und in geselliger Jagd-Runde mit René Benko, kommt für LH-Vize Anton Lang zur Unzeit. Ausgerechnet ein Genosse streift an einem windigen Immobilienspekulanten und Milliarden-Pleitier an: Das hat Lang gebraucht wie den sprichwörtlichen steirischen Kropf. Anstatt sich in den letzten Tagen vor der Wahl als besseren Landeshauptmann mit großem Herz für die Arbeiterschaft zu positionieren, ist er nun mit Fragen nach roten Verbindungen zu Großindustriellen, Neureichen und Lebemännern konfrontiert. Ein Schuss im Murtaler Wald, der nach hinten losging.
Womit wir wieder bei Mario Kunasek wären. Der steirische FPÖ-Spitzenkandidat muss sich nur zurücklehnen und genüsslich zuschauen, wie sich ÖVP und SPÖ innerparteilich zerlegen, während die blauen Reihen in Bund und Land geschlossen sind. Die Tür zur Burg, dem steirischen Regierungssitz, war für ihn noch nie so weit offen.
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