Beim zweiten Versuch hat es geklappt: Die Koalition hat sich mit der SPÖ grundsätzlich auf eine neue Corona-Teststrategie verständigt. Damit wird es nach dem Lockdown möglich sein, mittels eines negativen Abstrichs an Veranstaltungen teilzunehmen und einen Urlaub anzutreten. Auch die Sozialpartner und die Länder sind mit dieser Vorgangsweise einverstanden. Ebenfalls Teil der neuen Teststrategie sind wöchentliche Checks für bestimmte Berufsgruppen wie Lehrer, aber auch für Schüler.
„Die nächsten Monate, bis ausreichend Österreicherinnen und Österreicher geimpft sind, werden noch herausfordernd. Ziel ist, dass in der Phase nach dem Lockdown mit möglichst vielen Tests das Infektionsgeschehen so gut wie möglich unter Kontrolle gehalten werden“, betonte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Samstag.
Freitest-Plan gescheitert
Der ursprüngliche Plan der Regierung hatte ja vorgesehen, dass man sich auch aus einem Lockdown freitesten und so unbeschränkt den Handel, aber auch die Gastronomie nutzen kann. Dies war von der Opposition aus unterschiedlichen Gründen abgelehnt und damit zu Fall gebracht worden, da mit einer Blockade im Bundesrat eine Verzögerung von rund zwei Monaten einhergegangen wäre.
Beschluss wohl nächste Woche, SPÖ will „genau prüfen“
Nunmehr ist der Koalition zumindest mit den Sozialdemokraten eine Verständigung auf Eckpunkte gelungen, die allerdings Gastronomie und Handel beiseite lassen. Der genaue Gesetzestext wird freilich erst erarbeitet und sollte jedenfalls am Dienstag vorliegen, wenn sich der Gesundheitsausschuss mit der Materie befasst. Der Beschluss im Nationalrat soll am Donnerstag erfolgen. Mit der SPÖ würde der Bundesrat auch keine Hürde mehr bedeuten. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, die das Impfen und das Testen während der kommenden Monate für essenziell erachtet, kündigte am Samstag an: „Die SPÖ wird den Entwurf genau prüfen.“
NEOS vorsichtig optimistisch, FPÖ spricht von „Testwut“
NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker sah in dem Konzept einen „Schritt in die richtige Richtung“, weil damit eine vorsichtige Öffnung gesetzt werde. Endgültig beurteilen will er die Pläne aber erst, wenn der finale Gesetzentwurf und die Verordnung zur Umsetzung der Regeln vorliegt. FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl warf der SPÖ dagegen vor, umgefallen zu sein und „das ,Freitesten‘ mit einem anderen Mascherl jetzt vorbehaltlos zu akzeptieren“. Er sprach von „Testwut“ und davon, dass das „Freitesten“ damit zu einem Dauerzustand werde.
Konkret ist geplant, dass bei Veranstaltungen ab 20 Teilnehmern und in Hotels beim Eintritt ein Test vorgelegt werden muss, der nicht älter als 48 Stunden ist. Kontrollieren sollen die Betreiber. Wollen sie einen Test vor Ort anbieten, wird ihnen das Material dafür kostenlos zur Verfügung gestellt. Ausgenommen von der Verpflichtung sind Personen, die während der vergangenen drei Monate eine Corona-Infektion überwunden haben.
Berufsgruppen: Wer sich weigert, muss FFP2-Maske tragen
Für gewisse Berufsgruppen entsteht eine Verpflichtung, sich wöchentlich testen zu lassen. Das betrifft körpernahe Dienstleister - etwa Friseure oder Masseure - aber auch Lehrer, Kindergartenpersonal, Schaffner, Fitnesstrainer, Tanzlehrer, Kellner oder Tourismuspersonal mit Kundenkontakt. Die Testung kann während der Arbeitszeit vorgenommen werden, die Sozialpartner sollen sich auf einen Kündigungsschutz bei positiven Testergebnissen verständigen. Wer sich nicht testen lassen will, muss eine höherwertige FFP2-Maske anlegen.
Zur Durchführung der Tests werden die Bundesländer eine regelmäßige Testinfrastruktur anbieten. Wien verfügt ja schon über eine, andere Länder planen sie oder setzen sie bereits um. Die Testungen können aber auch direkt in Betrieben, Apotheken oder Labors durchgeführt werden. In weiterer Folge will man mehr und mehr auf Selbsttests setzen, sobald diese zugelassen und ausreichend verlässlich sind.
Schüler: Einmal pro Woche „einfache Selbsttests“
Neu ist, dass Schüler einmal pro Woche durch eben solche „einfache Selbsttests“ an den Schulen getestet werden sollen. Die Details dazu sollen im Lauf des Samstags von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) bekannt gegeben werden. Unklar bleibt indes, ob die Schule wie geplant Anfang übernächster Woche den Präsenzunterricht wieder aufnimmt. Dies hänge von der Entwicklung des Infektionsgeschehens ab, heißt es seitens des Kanzleramts.
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